Leoni Schmid

Pferdewirtin
Haltung & Service

Da es nicht so leicht ist, neutral bzw. objektiv über sich selbst zu schreiben, war meine Tochter so lieb und hat versucht, mich und meine Arbeit zu beschreiben: 

"Wir sind die Summe unserer Erfahrungen." Es ist nicht leicht, DAS zu finden, was jemanden ausmacht, aber ich glaube, das, was Mama ausmacht, sind die vielen Erfahrungen in allen Bereichen des Lebens in Verbundenheit mit ihren Pferden. 

Schon seit meiner frühen Kindheit liebe ich es, Mama bei ihren Geschichten über ihr Leben zu zuhören, vor allem denen mit ihren Pferden.

z.B. ihr erstes Pferd, Biala, mit der sie die ersten Erfahrungen auf dem Turnier gemacht hat und fast immer eine Schleife mitgebracht hat. Aber nur, wenn Biala mindestens einmal die Woche ins Gelände durfte und nicht mehr als viermal die Woche Dressur geritten wurde. Sie hat Mama beigebracht, das Erfolg  auf Zusammenarbeit und Kompromissen basiert, weil ein Pferd nur so für dich kämpft. Mama sagt immer, Biala hat alles für mich gemacht, aber zu irgendwas zwingen konnte man sie nie. Jemanden einfach so zu akzeptieren wie er ist und ihn so voran zu bringen, ist eine der bemerkenswertesten Eigenschaften meiner Mama. Mit Biala trainierte Mama mit einer Trainerin, die sie als junges Mädchen von sich abhängig machte. Es erforderte viel Kraft sich aus dieser Struktur zu lösen. Doch auch das war eine wichtige Lektion, die sie an mich weitergab. Sie sagt oft: "Es gibt nicht nur einen Weg und nicht nur einen Menschen. Du kannst von jedem etwas mitnehmen und lernen." Dies verfolgt sie auch beim Unterrichten. Sie möchte jeden auf seinem Weg begleiten, sie aber vor allem zum eigenständigen Denken und Handeln anregen. 

Die größten Lektionen bot ihr ihr Seelenpferd Paliot, ein russischer Trakehner, der als 6jähriges Pferd innerlich zerbrochen in ihr Leben kam. Es war Liebe auf den ersten Blick, doch die gemeinsame Reise war hart und steinig. Schon als junges Pferd hatte Paliot durch die harten Ausbildungsmethoden in Russland panische Angst vor Gerten und sogar das Aufhalftern in der Box war schwer. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen wurde er zu einem zuverlässigen Partner, der das Strahlen unter dem Reiter wieder gefunden hatte und irgendwann Lektionen an der Hand und unterm Reiter bis zur Klasse S absolvierte. Noch heute hat Mama Tränen in den Augen, wenn sie an dieses Pferd denkt. Er hatte sie öfters, als je ein Pferd zuvor, zur Verzweiflung gebracht. Doch am Ende war es wie Tanzen, sagten auch jene, die die zwei zusammen erleben durften. 

Nach ihrer Ausbildung wurde Mamas größter Wunsch wahr: ein eigener Stall. Gut Allegra. Mama hat diesen Platz zu einem Ort der Freude und Zusammenkunft gemacht an dem jeder willkommen war. Es war auch der Ort, an dem ich und meine Geschwister bis 2016 aufwachsen durften. 

Nach fünf Jahren in dem Beruf als Pferdewirtin absolvierte sie die externe Abschlussprüfung in Fachrichtung Haltung & Service mit einem weiteren und wohl prägendsten Pferd: Isselhooks Shelby, eine Trakehner Stute, die wohl jedem Klischee eines Trakehners entspricht. Mama erzählte auch oft diese Geschichte, wie sie Shelby als Fohlen bei einem Züchter neben ihrer Mutter liegend sah und nach einem Blick in ihre Augen, ohne die Abstammung oder sonst was gesehen zu haben, gekauft hat. Eine gute Entscheidung.

Obwohl gerade der Anfang von Shelby's Ausbildung schwer war, konnte Mama lernen zuzuhören. Das erste Anreiten sollte ein Bereiter übernehmen, der von ihr stürzte und sie als unberechenbar einstufte. Mama schlief eine Nacht darüber und entschied beim Aufwachen, dass es ihr Pferd sei und sie sie aus einem Grund ausgesucht hatte. Mama lernte auf Shelbys Signale zu achten. Es stellte sich heraus, dass sie Probleme mit den Eierstöcken hatte. Nach entsprechender Behandlung wurde sie zu einem tollen Reitpferd. Unter Mamas Anleitung wurde mir mit ihr der Einstieg in den Sport mit 11 Jahren ermöglicht. Wir erritten Platzierungen auf der Goldenen Schärpe, Bundes-Nachwuchs-Championat und Bayerische Meistertitel in der Vielseitigkeit und im Springen Siege bis zur Klasse L. Mama sagte oft zu mir, dass mit so einem Pferd "denken" reicht, kämpfen nicht funktioniert und Kompromisse dein Freund sind. 

Es gäbe noch so viel zu erzählen, aber im Grunde kann ich nur sagen, ich bin dankbar für alles, was ich von ihr lernen durfte. Ich bin und war schon immer beeindruckt von einer der stärksten Menschen, die ich bis jetzt kennenlernen durfte.

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